Leipziger Aue

Leipzig beheimatet ein geschütztes Auengebiet, welches sich bis über den westlichen Teil des Stadtgebietes hinaus ausdehnt. Das Landschaftsbild der Leipziger Aue ist geprägt von Wäldern, Gewässern und Wiesen. Wobei sich aufgrund geographischer Gegebenheiten und ebenso wegen des hohen Grundwasserspiegels im westlichen Teil der Aue weitaus mehr Wiesen und Wasserlachen als im innerstädtischen Bereich finden.

Schutzgut Leipziger Aue
Foto: Maximilian Blaschke

Auwald

Der Leipziger Auwald beherbergt eine selten gewordene Tier-, Pilz- und Pflanzenwelt und ist Heimat zahlreicher gefährdeter Arten. Aufgrund dessen wurde er als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, als Europäisches Vogelschutzgebiet, als Landschaftsschutzgebiet und in Teilbereichen zudem als Naturschutzgebiet unter Schutz gestellt. Überdies sind all seine Naturschutzgebiete und auch ein Großteil des Landschaftsschutzgebietes Leipziger Auwald Bestandteil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000.

Ausgewiesenes Naturschutzgebiet im Leipziger Auwald
Foto: Maximilian Blaschke

Ursprünglich entstand der Leipziger Auwald in Flussufernähe und ist durch zeitweise Überschwemmung oder zumindest einem zeitweise hohen Grundwasserstand geprägt. In früheren Tagen fanden sich während der Überschwemmungszeit sogar Angler mit ihren Booten im Leipziger Auwald ein, um Speisefische zwischen den Bäumen zu fangen. Heute hingegen ist der Auwald aufgrund von Deichbauten vielerorts zu trocken für manch charakteristische Auwald-Art, was deren Schwächung, die Abwanderung in andere Lebensräume oder eine Verdrängung durch besser an trockene Standorte angepasste Arten zur Folge hat.

Auwaldufer
Foto: Maximilian Blaschke

Zweifellos typisch für den Leipziger Auwald ist der Bärlauch. Aber auch die Vorkommen an Märzbechern, Wasserschwertlilien, Buschwindröschen und Gelbem Windröschen sind als Besonderheit des Auwaldes zu nennen.

Bärlauch
Foto: Maximilian Blaschke

Der Boden ist weiterhin bevölkert von Pflanzen wie Waldgoldstern, Hohler Lerchensporn, Scharbockskraut, Vielblütiger Weißwurz, Waldveilchen, Gefleckter Aronstab, Rote Lichtnelke, Waldziest, Giersch, Großes Hexenkraut, Hohe Schlüsselblume, Auwald-Sternmiere und dem Bunten Hohlzahn. Die im Leipziger Auwald gleichfalls beheimatete Sumpfwolfsmilch ebenso wie der Lauchgamander gehören zu den in Sachsen vom Aussterben bedrohten Arten.

Die Strauchschicht wird von Gewöhnlicher Hasel, Europäischem Pfaffenhütchen, Zweigriffligem Weißdorn, Gewöhnlicher Traubenkirsche, Schwarzem Holunder und Blutrotem Hartriegel gebildet.

Als Vertreter der unteren Baumschicht sind Hainbuche, Vogelkirsche, Wildapfel und -Birne, Flatterulme, Feldahorn und mittlerweile auch der Spitzahorn zu nennen.

Die oberen Baumschichten des Auwaldes werden von Stieleiche und Gewöhnlicher Esche dominiert. Daneben finden sich Feldulme, Bergahorn und seltener auch die Winterlinde.

Ahornlaub
Foto: Maximilian Blaschke
Eichenlaub
Foto: Maximilian Blaschke

Charakteristisch für den Leipziger Auwald sind überdies die allerorten anzutreffenden Mücken. In früheren Tagen, als der Auwald noch weitreichender durchnässt war, verhinderten Mückenschwärme sogar vom Frühjahr bis zum Spätherbst einen Aufenthalt für Menschen.

Sumpfgebiet
Foto: Maximilian Blaschke

Hingegen besonders selten ist der vom Aussterben bedrohte Eremit – eine im Leipziger Auwald lebende Blatthornkäferart. Doch auch Glühwürmchen, Hornissen sowie heimische Bienen- und Wespenarten werden zusehends seltener.

In den zahlreichen Lachen sind Amphibien wie Kammmolch, Fadenmolch, Erdkröte, Wechselkröte, die sehr seltene Knoblauchkröte, Grasfrosch, Springfrosch, Moorfrosch, Seefrosch, Teichfrosch, Laubfrosch und die Rotbauchunke anzutreffen.

Auch Reptilien wie Waldeidechse, Zauneidechse und Blindschleiche sind im Leipziger Auwald heimisch.

Ein häufig vorkommender Brutvogel des Auwaldes ist der Buntspecht. Doch auch Kleinspecht, Grünspecht, Grauspecht, Schwarzspecht und Mittelspecht sind im Auwald beheimatet. Ebenso sind Blaumeise, Kohlmeise, Schwanzmeise, Hohltaube, Ringeltaube, Dohle, Elster, Eichelhäher, Kleiber, Amsel, Zaunkönig, Baumfalke, Schwarzmilan, Waldkauz und gelegentlich die Waldohreule zu beobachten.

Im Leipziger Auwald häufig anzutreffende Vertreter der Säugetierfauna sind Wildschwein, Eichhörnchen, Waldmaus, Gelbhalsmaus, Rötelmaus, Schermaus, Feldhase, Igel, Rotfuchs, Rehwild, Schwarzwild, Damwild und Fledermausarten wie Braunes Langohr, Großer Abendsegler und Rauhautfledermaus. Mit beginnender Dämmerung begibt sich zudem der scheue Dachs auf Futtersuche. Und mit viel Glück ist auch die in der „Roten Liste“ der Säugetiere geführte und bundesweit als stark gefährdet geltende Mopsfledermaus zu entdecken.

Fledermauskasten
Foto: Maximilian Blaschke

Eine im Leipziger Auwald sehr artenreich vertretene Lebensform ist der Pilz. Ob am Waldboden, auf Totholz oder an Baumrinden – überall sind die Fruchtkörper mit den, der Vermehrung dienenden Sporen zu finden. Ein typischer Vertreter der Holzpilze im Auwald ist bspw. der Flache Lackporling. Desweiteren finden sich Arten wie Riesenbovist, Grünblättriger Schwefelkopf, Stockschwämmchen, Käppchenmorchel, Maipilz, Samtfußrübling und Halbkugliger Borstling.

Holzpilze beim „Recyclen“ von Totholz
Foto: Maximilian Blaschke

Einige Pilze gehen zudem auch eine symbiotische Lebensgemeinschaft mit Fotosynthese betreibenden Partnern, wie etwa Grün- oder Blaualge ein, die als Flechten auf Gestein, Humus Baumrinde oder Gehölz siedeln. Weitverbreitete Vertreter sind die Gewöhnliche Gelbflechte, die Pflaumenflechte, die Schüsselflechte und die Trompetenflechte.

Baumstammbesiedelnde Flechten
Foto: Maximilian Blaschke

Auenwiesen

Charakteristisch für die Leipziger Aue sind die weitverbreiteten wechselfeuchten Auenwiesen, auf denen Rasenschmiele, Wiesenfuchsschwanz, Wiesenschaumkraut, Kriechender Hahnenfuß, Kuckuckslichtnelke, Großer Wiesenknopf, Wiesensilau, Heilziest, Nordlabkraut, Großes Flohkraut, Roter Zahntrost, Langblättriger Blauweiderich, Kantenlauch, Kümmelsilge und bisweilen die in Sachsen vom Aussterben bedrohte Brenndoldensilge zu finden sind.

In den Feucht- und Nasswiesenbereichen wachsen Herbstzeitlose, Wolliges Honiggras, Kohlkratzdistel, Schlangenknöterich, Schlanksegge, Flatterbinse – und als Besonderheit die Stumpfblütige Binse.

Die dauerhaft durchnässten Hochstaudenfluren lassen Gelbe Wiesenraute, Langblättriger Blauweiderich, Großes Mädesüß und Spießblättriges Helmkraut gedeihen.

Feuchtwiese
Foto: Markus Kellermann

Auf den wechseltrockenen Wiesen der höher gelegenen Auenbereiche sind Aufrechte Trespe, Flaumhafer, Rauhes Veilchen, Weidenalant, Betonie, Kleines Mädesüß, Färberscharte, Echtes Labkraut, Nordlabkraut, Knackelbeere und Echter Haarstrang anzutreffen.

Typische Vertreter der Frischwiesen sind Glatthafer, Wiesenschwingel, Wiesenrispe und Kräuter wie Pastinak, Wiesenpippau, Große Bibernelle, Rotklee, Rauher Löwenzahn, Wilde Möhre, Bitterkraut oder Wiesenflockenblume. Auf nährstoffarmen Frischwiesen wachsen bevorzugt Zittergras, Rotes Straußgras, Ruchgras, Hainsimse, Wiesenstorchschnabel und Kräuter wie Gemeiner Hornklee, Margerite oder Wiesenglockenblume. Dahingegen sind in nährstoffüberversorgten Bereichen Wiesenbärenklau und Wiesenkerbel zu finden.

Frischwiese
Foto: Maximilian Blaschke

Auf den Auenwiesen flattern Schmetterlingsarten wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral, Landkärtchen oder auch die in Deutschland als stark gefährdet geltenden Dunklen und Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulinge umher. Weiterhin finden sich hier Maulwurf, Zwergmaus, Feldmaus, Waldspitzmaus, Wildkaninchen, Feldhamster, Langohrfledermaus, Zebraspinne, Grasfrosch, Ringelnatter und Heuschreckenarten wie Grünes Heupferd, Gewöhnliche Strauchschrecke, Roesels Beißschrecke oder Wiesengrashüpfer.
Aus der Luft bejagt werden die Auenwiesen von Rotmilan, Schwarzmilan, Habicht, Wespenbussard, Mäusebussard und Jagdfasan.

Rotmilan bei der Jagd
Foto: Maximilian Blaschke

Auengewässer

Das Gebiet entlang der Flüsse und Altwässer ist ebenfalls Heimat zahlreicher Arten. Viele der aus ehemaligen Lehmstichen hervorgegangenen Lachen sind untereinander verbunden.

Graureiher beim Schlucken eines gefangenen Fisches
Foto: Maximilian Blaschke

Am Ufer und in sumpfigen Gebieten wachsen Vertreter wie Uferwolfstrapp, Gewöhnliches Schilf, Rohrglanzgras, Ästiger Igelkolben, Rohrkolben, Grauweide, Bittersüßer Nachtschatten, Wasserknöterich, Zottiges Weidenröschen, Hornkraut, Wasserhahnenfuß, Kleine Wasserlinse, Armleuchteralge, Gelbe Schwertlilie, Wasserminze, Sumpfrispengras, Gemeines Sumpfriet, Sumpfweidenröschen, Sumpfkratzdistel, Sumpflabkraut, Sumpfkresse, Sumpfwasserstern, Sumpfvergissmeinnicht, Wasserfenchel sowie stellenweise noch die Schwanenblume, der Froschbiss und die Gelbe Teichrose. Da die Wasserqualität und der Zustand der Flüsse nicht besonders gut ist und es zudem an Auendynamik mangelt, sind heimische Wasserpflanzen allerdings zusehends seltener anzutreffen.

Uferpflanzen
Foto: Maximilian Blaschke

Unter den Vögeln sind als typische Bewohner der Auengewässer der Teichrohrsänger, das Teichhuhn, die Wasserralle und der Eisvogel zu nennen. Bei den Amphibien sind es Teichfrosch, Seefrosch und Teichmolch. An den Augengewässern zu beobachten ist, neben Biber und Fischotter, auch die Zwergmaus – unser kleinstes heimisches Nagetier – die sich vornehmlich am Gewässerrand aufhält. Ein weiterer Winzling der Auengewässer ist der Bitterling – ein Karpfen von nur 5-6 cm Größe. Die Fischfauna besteht daneben bspw. aus Zwergwels, Gründling, Schleie, Döbel, Giebel, Barsch und Sonnenbarsch, Plötze, Rotfeder, Hecht, Hasel, Dreistachliger Stichling und Schlammpeitzker.

Fischschwarm
Foto: Maximilian Blaschke

Im Wasser finden sich überdies Schneckenarten wie Große Sumpfdeckelschnecke, Spitzhorn, Posthorn und Gerandete Tellerschnecke.

Über den Wassern kreisen Libellen wie Hufeisen-Azurjungfer, Plattbauch, Große Pechlibelle oder die bevorzugt an stehenden, sonnenexponierten Gewässern jagende Blutrote Heidelibelle. Nur noch selten anzutreffen sind dagegen die Kleine Binsenjungfer, die Grüne Keiljungfer und die Große Moosjungfer. Letztere ist in Sachsen sogar vom Aussterben bedroht, konnte jedoch vereinzelt in den Leipziger Auen nachgewiesen werden.

Der Bienitz

Weiterhin gibt es landschaftliche Besonderheiten in Leipzig wie bspw. den an der westlichen Stadtgrenze gelegenen Bienitz – eine eiszeitliche Endmoräne.

Findling
Foto: Maximilian Blaschke

Das Gebiet ist mit zahlreichen Findlingen skandinavischer Herkunft übersät und beheimatet interessante und seltene Pflanzenarten wie die Blaue Teufelskralle, den Kleinen Baldrian oder die Stumpfblütige Binse. Doch auch hier sind viele der seltenen Arten bedroht durch die Landwirtschaft und weiteren menschlichen Einfluss. Als sehr seltene Tierarten des Bienitz seien die Schmale Windelschnecke und die Helm-Azurjungfer genannt.