Blick hinauf zu den Sternen
Zuversichtlich und hoffnungsvoll blicken Menschen in aller Welt hinauf zu den Sternen;
- träumen und grübeln, staunen und forschen
- strukturieren Sterne zu Bildern, um sich am Nachthimmel zurechtzufinden
- ziehen anhand von Farbe und Helligkeit Rückschlüsse auf Distanz, Alter und Zusammensetzung von Sternen sowie auf die Beschaffenheit der sie umkreisenden Himmelskörper
- starten Erkundungsflüge mit Sonden
- tüfteln an der Verwirklichung von Weltraumhabitaten
- entwickeln Antriebssysteme zur Überwindung atemberaubender Entfernungen
- erproben Möglichkeiten des Terraformings, der Sauerstoffgewinnung sowie des Anbaus von Nahrungsmitteln auf fernen Welten
- fliegen bereits zu den nächstgelegenen Himmelskörpern.
Ein Blick in den Sternenhimmel lässt uns jene unbegrenzten Möglichkeiten erahnen, die unmittelbar vor unserer eigenen planetaren Haustür auf uns warten.
Das Verschwinden der Sterne
Bei natürlicher Dunkelheit wären in einer klaren Nacht von uns aus bis zu 4.000 Sterne mit bloßem Auge sichtbar, jedoch verblasst unser Sternenhimmel aufgrund der zunehmenden Lichtverschmutzung zusehends. Denn um Verkehrsunfällen sowie Überfällen und Einbrüchen vorzubeugen oder aber, um wirksam auf ein Produkt bzw. eine touristische Attraktion aufmerksam zu machen, nutzen wir auch nachts lieber zu viel als zu wenig künstliches Licht. So leben bereits 99 % der Europäer*innen unter einem lichtverschmutzten Nachthimmel, dessen Aufhellung im Mittel um jährlich 6 % zunimmt.
Infolge von Streueffekten reichert sich unser künstliches Licht über den Städten als Lichtglocke an. Je höher dabei die Blauanteile im Licht sind, umso intensiver ist die Lichtglockenbildung in der Atmosphäre. Jene Lichtglocken können sich über hunderte Kilometer weit erstrecken und sind teilweise 40 mal heller als der sie umgebende natürliche Nachthimmel. Durch Wolkenschichten werden sie besonders weit ins Umland getragen und erreichen auch ansonsten lichtgeschützte Bereiche, fernab der hellen Ballungsgebiete. Somit verschwinden nach und nach immer mehr Sterne aus unserem Blickfeld.
Leipzigs Nachthimmel
Was es am Nachthimmel über Leipzig alles zu entdecken gibt und welche Folgen Lichtverschmutzung auch für die hiesige Sternbeobachtung hat, berichtet uns Hobbyastronom Frank Vohla von den Paten der Nacht.
1. Wann ist die beste Zeit zur Sternbeobachtung?
Hierzu eignet sich die Neumondphase am besten. Wenn lediglich am Abend beobachtet wird, ist auch der abnehmende Halbmond im letzten Viertel eine gute Zeit.
Im jahreszeitlichen Verlauf betrachtet, sind die meisten Sterne von Leipzig aus normalerweise am Sommerhimmel zu sehen, weil dann das Zentrum der Galaxis im Süden steht. Dort sind die Sterne am dichtesten konzentriert. Im Winter ist die Sternbeobachtung ebenfalls vielversprechend. Dann steht die zentrumsabgewandte Seite der Milchstraße im Süden. Hingegen sind der Frühlings- und der Herbsthimmel sternarm. Eine Sternenbeobachtung zu diesen Jahreszeiten ist folglich nicht vergleichbar gelingend.
Natürlich spielt auch das Wetter eine wichtige Rolle. Ist der Himmel wolkenverhangen, sind Sterne und andere Himmelsgebilde nicht auszumachen. Grelle Blitze sind ebenfalls hinderlich.
2. Welche Sternbilder sind in der Region Leipzig am Nachthimmel zu finden?
In der Leipziger Innenstadt sind nur die hellsten Sterne sichtbar. Wenn man die ungefähre Position und die Farbe kennt, lässt sich zumindest feststellen, wo sich ein Sternbild befindet. Markante Sternbilder, wie der Große Wagen oder der Orion sind in klaren Nächten auch hier zu sehen.
Je weiter wir uns vom Zentrum Leipzigs entfernen, desto dunkler ist der Nachthimmel. Im 3 km westlich vom Zentrum gelegenen Stadtteil Altlindenau sind mit Blick nach Norden bereits schwächere Sternbilder wie der kleine Wagen zu erkennen.
3. Welche Farbe haben Sterne eigentlich?
Bei Sternen finden sich alle Farben von Rot bis Blau – mit einer Ausnahme: Grün ist nicht vertreten.
4. An welchen Sternen kann man sich des Nachts orientieren und woran erkennt man sie?
Der Polarstern ist ein Stern der zweiten Größenklasse und damit nicht sonderlich hell. Er lässt sich finden, wenn man die Verbindungsline der beiden hinteren Sterne des Großen Wagen nach oben fünfmal verlängert. Bei anderen Sternen ist es von Datum und Uhrzeit abhängig, wo sie stehen. Mit einer drehbaren Sternkarte oder einer App – bspw. Mobile Observatory, Sky Map, Verlust der Nacht – kann man sich den aktuellen Himmel anzeigen lassen.
5. Ist im dunkleren Leipziger Umland die Milchstraße zu sehen?
Ja. Etwa 50 km südlich von Leipzig, im Süden der Stadt Altenburg, ist die Milchstraße schon zu sehen, wenn der künstlichen Beleuchtung ausgewichen wird – etwa in die oberen Etagen der Gebäude. In ländlichen Gebieten ist die Milchstraße noch besser sichtbar. Allerdings wurde hier in den letzten Jahren bevorzugt auf leuchtstarke, weiße LED-Straßenlaternen umgerüstet, was sich nachteilig auf Himmelsbeobachtungen auswirkt.
6. Welcher ist der am weitesten entfernte Stern, den wir im Leipziger Raum noch erkennen können?
Gewöhnlich können wir in unserer Galaxis einige 1.000 Lichtjahre weit schauen. Wenn jedoch eine Supernova in einer anderen Galaxie ausbricht, kann dies unter Umständen auch von Leipzig aus mitverfolgt werden. In diesem Fall sehen wir ohne viel Aufwand einige Millionen Lichtjahre weit. So etwas passiert mehrmals pro Jahrzehnt.
Die nächstgelegene, unserer Milchstraße ähnelnde Galaxie ist der über 2,3 Millionen Lichtjahre entfernte Andromedanebel. Einzelne der etwa 1 Billion Sterne sind von uns aus zwar nicht zu erkennen, doch können wir zumindest den Andromedanebel als Ganzes ausfindig machen. Im ländlichen Raum gelingt dies mit bloßem Auge und innerhalb des Leipziger Stadtgebietes bereits unter Zuhilfenahme eines Feldstechers.
Bei Sternen wirkt sich die Lichtverschmutzung übrigens nicht so stark aus wie beim Andromedanebel und anderen flächenhaften Objekten. Ist der Stern schwach, nutzen wir zwecks Vergrößerung einfach eine höhere Brennweite und unterdrücken zugleich die Hintergrundhelligkeit.
7. Aus was bestehen Sterne?
Sterne bestehen im Wesentlichen aus Wasserstoff und Helium. Alle weiteren Elemente kommen ebenfalls vor. In schweren Sternen werden Elemente durch Kernfusion erzeugt oder bei Supernovae und Kilonovae schnell produziert und sofort ins All entsorgt, wo wiederum neue Sterne und Planeten entstehen.
8. Wie alt sind Sterne?
Sehr massereiche Sterne existieren nur einige Millionen Jahre, wohingegen massearme Sterne viele Milliarden Jahre bestehen können.
Nach aktuellem Kenntnisstand ist das Universum vor 13,8 Milliarden Jahren entstanden. Unsere Milchstraße ist ein paar Hundertmillionen Jahre jünger. Es könnte Sterne innerhalb der Milchstraße geben, die so alt sind wie die Milchstraße selbst.
9. Können wir von Leipzig aus Sternschnuppen beobachten?
Bei guten Beobachtungsbedingungen sind im August von Leipzig aus – zumindest theoretisch – sogar bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde zu zählen. Dann nämlich zieht ein großer Meteorstrom – Perseiden genannt – über uns hinweg. Im Innenstadtbereich ist hiervon allerdings nur mit Glück etwas zu erkennen, da Meteore selten hell genug leuchten, um sich zwischen all den künstlichen Lichtquellen bemerkbar zu machen. In den äußeren Stadtvierteln, wo der Himmel noch dunkler ist, sind bis zur Morgendämmerung zumindest einzelne Sternschnuppen zu erblicken.
10. Können wir am Nachthimmel über Leipzig auch Planeten finden?
Ja, das können wir. Üblicherweise fallen Planeten am Himmel dadurch auf, dass sie ruhiger als Sterne leuchten. Jupiter und Venus sind zudem heller als die am Himmel sichtbaren Sterne und auch in Leipzig zu sehen. – Vorausgesetzt, dass man von Gegenden, wie dem Hauptbahnhof absieht, wo es nicht immer leicht ist, allein schon den Mond zwischen den weiß leuchtenden Laternen zu finden. Saturn ist heller als die Sterne des Großen Wagen, aber nicht so hervorstechend, wie Jupiter oder Venus. Wenn Mars alle zwei Jahre der Erde nah ist, ist er ebenfalls sehr hell und macht durch seine rote Farbe auf sich aufmerksam. Merkur ist nur in der Dämmerung sichtbar. Da stört zwar die Lichtverschmutzung nicht, doch ist ein freier Horizont zur Beobachtung erforderlich.
Hobbyastronom Frank Vohla hat das Verschwinden der Nacht in Leipzig beobachtet und zeigt auf seiner Webpräsenz Ursachen dafür auf. Beispielsweise wurde der Leipziger Rathausturm des nachts zeitweilig derart hell ausgeleuchtet, dass sich sein Schatten klar erkennbar am städtischen Nachthimmel wiederfand.
https://vohla.de/verschwundene_nacht/neues_rathaus.html